Vor Kurzem haben wir einen geliebten Menschen verloren – den Opa meiner Kinder. Als wir wussten, dass der Tod immer näher kommt, habe ich angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich es meinem fast vierjährigen Sohn beibringe. Einem Kleinkind den Tod erklären – eine echte Herausforderung.
Wie kann ein Kind einen Sterbenden begleiten? Wie erkläre ich einem Kleinkind, warum sein Opa gestorben ist und wie kann er von ihm Abschied nehmen? Ich möchte meine Erfahrungen gerne mit Dir teilen.
Wenn der Tod greifbar wird
Nach langer Krankheit gab es irgendwann den Moment, in dem ein Pfleger uns darauf hingewiesen hat, dass es bald zu Ende sein wird. Wir hatten das „Glück“, dass er zu Hause sein durfte und somit konnten wir immer bei ihm sein. Mein Gefühl sagte mir ganz schnell, dass ich diejenige sein werde, die mit unserem Sohn sprechen muss, wenn der Tod eingetreten ist. Da ich selbst nie direkt mit diesem Thema zu tun hatte, wollte ich mich darüber informieren, damit ich dann auch die richtigen Worte finde.
Am meisten beschäftigten mich die Fragen, wie ich meinem Sohn verständlich erklären kann, dass sein Opa gestorben ist und was genau mit ihm passiert. Zudem wollte ich wissen, ob er mit fast vier Jahren alt genug ist, einen toten Menschen zu sehen und sich von ihm zu verabschieden.
Einem Kleinkind den Tod erklären – Hilfe aus dem Internet
Für mich kam als Informationsquelle nur das Internet in Frage und somit googelte ich nach den unterschiedlichsten Begriffen. Ich stieß auf einen Erfahrungsbericht, in dem es um ein Kind im Alter von sieben Jahren ging, dessen Oma starb. Und auf eine Seite, auf der eine Psychologin etwas zu diesem Thema erklärt. Viel Hilfe war es nicht, aber es reichte zumindest für meine Fragen. Den Rest habe ich mir selbst überlegt, da ich mein Kind einfach am besten kenne und weiß, wie ich mit ihm sprechen kann.
Auch Kinder sollen sich verabschieden dürfen
Es wurde oft erwähnt, dass es sinnvoll ist, das Sterben kindlich zu „verpacken“. Man kann sich eine Geschichte ausdenken, die es dem Kind leichter macht, den Tod zu verstehen und zu akzeptieren. Zudem wurde gesagt, dass es unheimlich wichtig ist, dass einem Kind die Möglichkeit der Verabschiedung gegeben werden soll. Kinder begreifen so, dass das Leben endlich ist und dass auch solche Erfahrungen dazugehören. Ich habe mir dann vorgestellt, wie es für ihn wohl sein muss, wenn er sich nicht verabschieden darf und sein Opa dann einfach weg ist. Ich habe beschlossen, dass er das darf, sofern es die Umstände (z.B. sein Aussehen und der Zustand seines Körpers) zulassen. Mein Mann war dagegen und auch der Rest der Familie, aber wir wollten erst einmal abwarten.
Dem Kleinkind den Tod erklären: Mit meiner Geschichte zum Tod des Opas
Mein Schwiegerpapa starb in der Nacht und mein Mann machte sich direkt auf den Weg zu ihm. Ich wartete, bis die Kinder aufwachten und nahm meinen Sohn zu mir. Ich erklärte ihm, dass sein Opa in der Nacht gestorben ist, seinen letzten Atemzug gemacht hat und sein Körper nicht mehr arbeitet. Sein Herz schlägt nicht mehr und er wird auch nicht mehr aufwachen. Ich sagte ihm, dass er sich vor dem Kindergarten noch von ihm verabschieden darf, bevor er von den Engeln abgeholt und eine weite Reise antreten wird.
Ich hatte schnell das Gefühl, dass mein Sohn es begriffen hat und wusste, dass er es realisiert, wenn er seinen Opa sieht.
„Tschüss, Opa!“
Als wir ankamen, bin ich erst einmal alleine in den Raum gegangen, in dem er lag. Ich wollte noch einmal sichergehen, dass ich meinem Sohn den Anblick zumuten kann. Meine Befürchtungen waren jedoch umsonst. Er lag so friedlich da, wie er schon lange nicht mehr ausgesehen hatte. Jetzt hatte ich erst recht den Wunsch, meinem Sohn die Verabschiedung zu ermöglichen. Genau so sollte er seinen Opa in Erinnerung behalten. Ich holte ihn rein, wir setzten uns zu ihm und hielten seine Hand. Dann erzählte ich ihm noch einmal, dass die Engel bald kommen und ihn mit in den Himmel nehmen, wo er jeden Abend als Stern zu sehen ist. Mein Sohn bat mich, ihm noch ein Butterbrot für die weite Reise mitzugeben, streichelte noch einmal seine Hand und sagte „Tschüss, Opa!“.
Anschließend ging er in den Kindergarten und nachdem ich seine Erzieherin informiert hatte, nahm sie das Thema im Morgenkreis auf und auch andere Kinder erzählten dabei vom Verlust eines geliebten Menschen. So wusste mein Sohn, dass er mit seiner Erfahrung nicht alleine war.
Und oft, wenn er am Abend die Sterne sieht, sagt er, dass da oben sein Opa ist und ich weiß dann wieder, dass wir alles richtig gemacht haben.
Ganz wichtig ist übrigens noch, die Kinder bei der Trauerfeier teilnehmen zu lassen. Mein Sohn hat ein Bild gemalt, welches er ins Grab legen durfte, damit sein Opa immer etwas von ihm bei sich hat.
Einem Kleinkind den Tod erklären: Offen und ehrlich
Ich kann jeden nur ermutigen, offen mit dem Thema Sterben und Tod umzugehen, die Kinder mit einzubeziehen und alle Fragen offen und ehrlich zu beantworten. Natürlich nur, wenn die Umstände es zulassen. Meine Tochter ist ein Jahr alt, sie hat davon natürlich noch nichts mitbekommen. Mein Sohn war mit Ende drei meiner Meinung nach so weit, um mit dem Thema Tod und Sterben umzugehen. Letztendlich können nur die Eltern entscheiden, ob ein Kind für diese Themen bereit ist.
Welche Erfahrungen mit dem Thema „Einem Kleinkind den Tod erklären“ hast Du gemacht? Wir freuen uns über Deinen Kommentar.