Nun ja, der beste Operateur wird nicht wissen wie unangenehm die Schmerzen nach einer OP sein können wenn er nicht selbst schon einmal operiert wurde. Aber es geht ja auch gar nicht um das ‚Mitleiden‘ sondern schlichtweg um das ‚Mitfühlen‘. Und ich denke wenn man nur ansatzweise mitfühlt, wird man den Anforderungen und Ansprüchen von anderen und an sich selbst schon gerecht.
Schmerz empfindet jeder anders
Meinen Frauen ist es komischerweise ziemlich egal ob ich selbst schon Kinder habe oder nicht. In den letzten sechs Jahren wurde ich vielleicht fünf mal nach eigenen Kindern gefragt. Zum Glück. Aber was würde es auch ändern?! Vielleicht kriege ich mal zwei Kaiserschnitte und werde nie in den Genuss von Wehen kommen. Vielleicht werde ich aber auch glücklicherweise niemals wissen wie es ist einen Kaiserschnitt zu bekommen. Und trotz großen Schmerzen für sein Kind da sein zu wollen und irgendwie ja auch zu müssen.
Die Sache mit dem Mitgefühl
Und davon abgesehen glaube ich auch gar nicht, dass das ‚Problem‘ die Geburt ist. Denn Schmerzen empfindet jeder anders. Die wahre Herausforderung ist das ‚Mitfühlen‘ auf Station, Zuhause & im Wochenbett. Wenn man erstmal nur noch ein explosives Gemisch aus durcheinander geratenen Hormonen, heftiger Übermüdung & schmerzenden Brustwarzen ist. Aber wieso auch immer habe ich immer wieder das Gefühl sehr gut mitfühlen zu können wie es ist, wenn die Augen einfach zu fallen und man Brustwarzen durch den Fleischwolf gedreht bekommt. Kein Wunder das bei jeder Geburt mein Beckenboden bis zu meinen Mandeln hüpft. Aber ich glaube auch einfach, das, egal wie anstrengend das alles sein mag, egal wie schmerzhaft und schlaflos und auch egal wie viele Tränen man aus Erschöpfung und Verzweiflung vergießt: man hat es doch selbst so gewollt.
Von Elefantenohren und Taschentüchern
Bei mir darf man sich jederzeit nachts im Stillzimmer die Seele aus dem Leib heulen, dann fahre ich meine Ohren zu Elefantenohren aus, motiviere, reiche ein Taschentuch und genau dann ist es Zeit sich wieder zusammen zu reißen, seine Kraft zu sammeln und sich bewusst zu werden, wofür man das alles macht. Aber auch hier habe ich schon so oft gemerkt das es meistens einfach Typsache ist. Man merkt ganz genau wer schon zum Zeitpunkt der Geburt mit sich und seinem Leben im Reinen war und wer sich gerade eigentlich mitten in der Selbstfindungsphase befand. Definitiv findet man sich nochmal neu als Mama, aber eine gute Basis ist für das Wochenbett und alles was danach noch kommt nur von Vorteil.
Entspannte Eltern – Entspannte Kinder
Und natürlich kann ich jetzt nur im Glauben davon sprechen, wie ich das alles einmal machen würde. Doch eins weiß ich wenigstens jetzt schon: Es kommt immer anders als man denkt. Eine Geburt ist nicht planbar und das Wochenbett bestimmt zum Großteil das Baby. Aber mein Motto bleibt definitiv „Entspannte Eltern. Entspannte Kinder.“ Also darf sich auch jeder Sätze sparen wie: wir warten mal ab bis du Kinder hast.