Wenn Pauline zwei Jahre alt wird, möchte ich gerne wieder arbeiten gehen, also wieder zurück an den Schreibtisch in meiner alten Firma, bei der ich momentan in Elternzeit bin. Nicht, dass ich mit den Kindern, dem Haushalt und so weiter nicht ausgelastet wäre, aber nach mehr als vier Jahren überwiegend zu Hause möchte ich doch ganz gerne wieder raus, für ein paar Stunden am Tag etwas anderes tun, mit Erwachsenen arbeiten und ich muss und möchte natürlich etwas zu unserem Einkommen beitragen.
Ab welchem Alter zur Betreuung?
Da ich persönlich nicht dafür bin, ein Kind unter einem Jahr in Betreuung zu geben (wenn man nicht dringend muss) und vor allem nicht in größere Einrichtungen, habe ich mich auf die Suche nach einer Tagesmutter für Pauline gemacht. Als absolute Grundvoraussetzung muss Pauline zum Zeitpunkt einer Fremdbetreuung laufen, sich einigermaßen verständlich machen und selbstständig essen können. Das ist mir sehr wichtig. Erst wenn sie sich selbst als eigene Person wahrnehmen kann, finde ich es in Ordnung, sie betreuen zu lassen. Und soweit ich weiß, beginnt diese Wahrnehmung allmählich, wenn ein Kind laufen lernt, dann erlebt es sich selbst anders, ist schon mehr von der Mama gelöst. Für Mathilda war es damals einfach, ein Jahr vor ihrem Kindergartenstart besuchte sie zweimal pro Woche für ein paar Stunden eine kleine Kinderbetreuungseinrichtung der örtlichen Nachbarschaftshilfe. Eine tolle Unterbringung und es hat ihr super gefallen. Leider bekommt man da nur einen Platz für maximal zwei Tage pro Woche, zu wenig, wenn ich wieder in meiner Firma einsteigen möchte. Wie schon gesagt, Krippe oder Kinderhaus kommen für mich nicht infrage, innerfamiliäre Betreuung ist leider nicht möglich und so ist der Fall fast klar; eine Tagesmutter muss her. Da wir das Glück haben, in einer äußerst familienfreundlichen Gemeinde zu wohnen, gibt es zusätzlich zu all den anderen Einrichtungen auch eine Handvoll Tagesmütter, die über die Gemeinde betreut und vermittelt werden.
Welche ist die richtige Tagesmutter für Pauline?
Soweit ich weiß, darf jede von ihnen 4-5 Kinder betreuen, was in meinen Augen ein recht guter Betreuungsschlüssel ist. Jedenfalls besser als in einer der großen Einrichtungen mit mehr als einhundert Kindern. Als ich die Liste in der Hand hielt, schossen mir trotzdem tausend Fragen durch den Kopf: welche könnte wohl die richtige Tagesmutter für Pauline sein? Haben alle eine Ausbildung auf dem Feld der Kinderpflege bzw. Betreuung? Ist das überhaupt nötig? Sollte sie selbst Kinder haben oder eher nicht? Muss sie mir sympathisch sein oder reicht es wenn Pauline sich wohl fühlt? Was ist bezüglich des Betreuungsumfeldes wichtig, Wohnung/Einrichtung? Und so weiter und so fort. Fragen über Fragen… Von den Feinheiten wie Mahlzeiten, Mittagsschlaf, Buchungszeiten noch abgesehen, da gibt es dann ja auch noch eine Menge zu klären. Ich denke, ich tat dann das einzig richtige: ich ließ mich von anderen ortsansässigen, erfahrenen Müttern beraten und am Ende blieben nur noch zwei Tagesmütter auf der Liste übrig, die in Frage kämen. Ich schrieb beide an und bekam daraufhin von einer der beiden eine Absage, kein Platz mehr frei. Blieb also nur noch eine übrig: eigene Kinder (die vormittags nicht da sind), langjährige Erfahrung, Häuschen mit Garten liegt strategisch günstig in der Nähe von Mathildas Kindergarten. Und das Beste: Pauline kennt bereits eines der untergebrachten Kinder und hätte damit gleich einen gleichaltrigen Spielkameraden.
Erstes Kennenlernen
Der erste Termin zum Kennenlernen verlief sehr angenehm und die Tagesmutter war mir auf Anhieb sympathisch. Sie stürzte sich nicht gleich auf Pauline sondern beobachtete sie sehr genau und ich beobachtete die spielenden Kinder und staunte nicht schlecht, mit welcher Selbstverständlichkeit sich Pauline unters „Volk“ mischte und das Wohnzimmer unsicher machte. Meine Fragen konnten alle geklärt werden und das Umfeld machte auf mich einen soliden, kindgerechten Eindruck. Es geht sehr familiär zu, die Bedürfnisse der Kinder stehen an erster Stelle, so wie es bei uns zu Hause auch ist. Ich hoffe ganz einfach, dass ich an alles gedacht habe und mein erster Eindruck mich nicht täuscht. Aber ein bisschen Vertrauen gehört sicher dazu. Besonders positiv finde ich die Möglichkeit, Pauline individuell abgestimmt einzugewöhnen. Wir können uns also Zeit lassen, was uns wiederum den Druck nimmt und vor allem Pauline entlastet.
Ab September wird es ernst
So wie es aussieht, werden wir ab September Schritt für Schritt mit der Eingewöhnung starten, die dann ungefähr mit Beginn 2016 abgeschlossen sein sollte. Ich kann mir das alles noch nicht wirklich vorstellen, auch ist mir noch unklar, wie ich Kinder, Arbeit und Haushalt unter einen Hut bringen soll, aber nachdem das viele andere auch schaffen und man in diesen Abschnitt wahrscheinlich genauso reinwächst wie in das Leben als Zweifach-Mama, werde ich diesen Schritt auch wagen. Bis dahin genieße ich, wo immer es geht, die intensive Zeit mit den Kindern, fast ein Jahr haben wir ja noch…