Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein zweites Kind? Neben der Frage nach dem besten Altersabstand der Geschwister beschäftigt viele Frauen die Frage: Wann ist der Körper nach einer Geburt überhaupt wieder bereit für eine erneute Schwangerschaft?
Worauf solltest Du nach einem Kaiserschnitt oder nach einer Geburtsverletzung achten? Wie beeinflusst das Stillen die körperlichen und hormonellen Prozesse nach einer Geburt? Und welche grundsätzlichen Dinge solltest Du bei der Babyplanung beachten?
Mit diesen Fragen möchte ich mich heute beschäftigen.
Ohne Eisprung keine zweite Schwangerschaft
Dass die grundsätzliche Vorraussetzung für ein Geschwisterkind natürlich überhaupt erst einmal ein Eisprung ist, ist klar. Den zu beeinflussen liegt natürlich nur sehr bedingt in Deiner Hand.
Im Folgenden erkläre ich Dir, wann Dein Körper aus medizinischer Sicht frühestens wieder bereit für eine Schwangerschaft ist – sofern Dein Zyklus wieder eingesetzt hat.
Zweite Schwangerschaft nach problemloser Spontangeburt
Dein Baby ist „ganz normal“ und relativ unkompliziert auf die Welt gekommen? Super! Damit stehen Dir im Prinzip alle Möglichkeiten offen was die Planung eines Geschwisterchens betrifft.
Natürlich hängt es neben der Geburt auch von dem Verlauf der Schwangerschaft und Deiner körperlichen Verfassung nach der Geburt ab, wann Du Dich körperlich zu einer neuen Schwangerschaft bereit fühlst.
Aus medizinischer Sicht ist die Wundheilung kleinerer Rissverletzungen oder auch eines Dammschnittes ebenso wie die innerliche Wundheilung mit dem Ablauf des Wochenbettes abgeschlossen. Das heißt, nach etwa 6-8 Wochen.
Ein Hinweis dafür, dass die Wundfläche, die durch das Ablösen der Plazenta (Nachgeburt) entsteht, komplett verheilt ist, ist das völlige Abklingen des Wochenflusses.
Wenn darüber hinaus keinerlei Einschränkungen durch die Naht mehr bestehen, Du beim Sex keine Schmerzen hast, kannst Du davon ausgehen, dass eine erneute Schwangerschaft keine größeren Probleme mit sich bringt. Allein aufgrund des kurzen Abstands und rein körperlich zumindest.
Zweite Schwangerschaft nach Saugglocken- oder Zangengeburt
Wenn Du eine Saugglockengeburt hattest, hängt es in erster Linie davon ab, wie es Dir körperlich geht. Wenn die Saugglocke nur gemacht wurde, weil Deinem Baby der letzte „Schubs“ gefehlt hat oder Du nicht mehr genug Kraft zum aktiven Mitschieben hattest, heilen die körperlichen Wunden oft genauso unkompliziert wie bei einer normalen Geburt. Dann spricht zumindest aus medizinischen Gründen nichts gegen ein baldiges Geschwisterchen (wie oben beschrieben).
Wenn es aufgrund der Saugglocke oder der Zange zu größeren Geburtsverletzungen kam (z.B. hoher Scheidenriss oder Zervixriss), kann die Wundheilung länger dauern.
Auch ein damit einhergehender höherer Blutverlust sorgt wahrscheinlich dafür, dass Du Dir eine erneute Schwangerschaft nicht so schnell zutraust.
Bei schwerwiegenden Geburtsverletzungen und großem Kinderwunsch empfehle ich Dir, das Gespräch mit Deinem Frauenarzt zu suchen.
Zweite Schwangerschaft nach Ausschabung
Nach einer Geburt oder auch nach einer Fehlgeburt kann es vorkommen, dass nicht alles Gewebe von alleine heraus kommt. Dann muss eine Ausschabung gemacht werden.
Wann nach einer Ausschabung wieder aktiv am Kinderwunsch gearbeitet werden kann, da scheiden sich die Geister. Früher war die Empfehlung, mindestens drei Zyklen zu warten, damit die Schleimhaut sich wieder optimal aufbauen kann.
Neuere medizinische Empfehlungen sehen diese Wartezeit nicht mehr zwangsläufig vor.
Zweite Schwangerschaft nach Kaiserschnitt
Nach einem Kaiserschnitt wird in der Regel empfohlen, ein Jahr zu warten, bis Du aktiv den Kinderwunsch angehst.
Der Grund dafür liegt vor allem darin, dass man befürchtet, dass eine frischere Narbe in der Gebärmutter dem Druck durch das rasche Wachstum in der Schwangerschaft nicht gut standhält. Dann kann es zu einer sogenannten Uterusruptur, also einem Reißen der Gebärmutter, kommen. Und zwar nicht erst bei der Geburt, sondern bereits im Vorfeld. Wenn die Narbe zu stark gedehnt wird, weil Gebärmutter, Fruchtwassermenge und Kind wachsen.
Darüber hinaus bedeutet ein Abstand von weniger als eineinhalb bis zwei Jahren meistens, dass erneut ein Kaiserschnitt empfohlen wird. Das ist bei längerem Abstand vielleicht nicht unbedingt notwendig. Mehr dazu erklärt Dir Hebamme Monika in ihrem Artikel „Einmal Kaiserschnitt, immer Kaiserschnitt?“
Kinderwunsch und Stillen
Wenn Du voll stillst, setzt für gewöhnlich noch kein regelmäßiger Zyklus und somit auch kein regelmäßiger Eisprung ein. Allerdings sollstest Du hierbei wissen, dass „voll Stillen“ einen Rhythmus von maximal zwei bis drei Stunden Pause zwischen den Stillmahlzeiten voraussetzt. Und zwar immer.
Das heißt, dass es durchaus auch einige Frauen gibt, die stillend bereits wieder einen Zyklus entwickeln und auch stillend schwanger werden.
Zum Thema „Stillen und Zyklus“ empfehle ich Dir außerdem diese Artikel:
Fazit: Wann ist Dein Körper bereit für eine zweite Schwangerschaft?
Eine Folgeschwangerschaft kannst Du aus medizinischer Sicht frühestens angehen, wenn:
- … nach einer Spontan- oder unkomplizierten Saugglockengeburt kein Wochenfluss mehr kommt, Du keine körperlichen Beschwerden hast und Dich nicht eingeschränkt fühlst, was Empfindungen oder auch die Kontrolle des Beckenbodens angeht.
- … im Anschluss an eine Ausschabung oder schwereren Geburtsverletzungen keine Blutung mehr vorhanden ist, alle Wunden gut verheilt sind und der Frauenarzt sein OK gibt.
- … nach einem Kaiserschnitt die Wundheilung gut abgeschlossen ist und man davon ausgehen kann, dass die innere Kaiserschnittnaht gut verheilt ist und keinerlei Einschränkungen mehr bestehen (ca. nach einem Jahr).
Der richtige Zeitpunkt für die zweite Schwangerschaft: Meine Meinung als Hebamme
Zum Abschluss möchte ich meine persönliche Meinung zum Thema abgeben.
Ich denke, dass Du Dich schon sehr genau damit auseinandersetzen solltest, wann Dein Körper wirklich wieder bereit ist, eine erneute Schwangerschaft gut durchzustehen.
Gib Deinem Körper Zeit, sich für die zweite Schwangerschaft zu erholen
Da geht es gar nicht einmal nur um das „Durchhalten“ einer zweiten oder dritten Schwangerschaft, sondern auch um die eventuell deutlich größeren Probleme im Wochenbett, was die Rückbildung und das Wiedererreichen des Ursprungszustandes betrifft.
Eine Schwangerschaft ist eine große Belastung für den Beckenboden, den Rücken und den gesamten mütterlichen Organismus.
Schnelle Folgeschwangerschaften können Gewichtsprobleme verursachen
Es macht einen Unterschied, ob Du Dir nach der ersten Geburt sagst „Ich hab zwar noch 10 kg mehr drauf, aber ich hab ja Zeit und die verschwinden auch wieder“, oder ob Dein Körper gar keine Zeit zur Regeneration hatte. Und Du nach zwei Schwangerschaften vielleicht denkst, dass Du das eh nicht mehr schaffst, „Deinen“ Körper zurück zu bekommen, weil es halt jetzt plötzlich 20 oder 30 kg mehr sind.
Damit möchte ich nicht sagen, dass Du erst einmal wieder abspecken musst, um schwanger werden zu dürfen. Natürlich kann man mit nahezu jedem Gewicht gut ein Baby bekommen – aber die körperliche Belastung wird halt einfach immer größer.
Auch rein optische Aspekte spielen da natürlich mit rein. Ein Bauch, der binnen ganz kurzer Zeit zweimal maximal gedehnt wird, sieht anders aus, als einer, der zwischendurch wieder in den Normalzustand zurück gefunden hat.
Passt eine zweite Schwangerschaft zum Alltag mit Baby?
Wichtig finde ich auch immer, zu bedenken, wie der Schwangerschaftsverlauf war. Wenn Du in der Schwangerschaft gefühlt 12 Stunden am Tag geschlafen und Dich zwanzig Mal täglich übergeben hast, ist das natürlich mit einem Baby von wenigen Monaten anders zu bewerkstelligen als mit einem Kleinkind von zwei oder drei Jahren, das auch mal fremdbetreut werden kann.
Ich empfehle, ein Jahr zu warten
Wenn Du mich also nach meiner persönlichen Meinung fragst, würde ich dem Körper vermutlich etwa ein Jahr Zeit geben, bis er die Strapazen einer Schwangerschaft erneut durchmacht.
Aber das ist wirklich meine persönliche Meinung – und aus meiner Erfahrung kann ich Dir sagen, dass es auch Frauen gibt, die drei Monate nach Kaiserschnitt wieder schwanger sind und völlig problemlose Schwangerschaften erleben durften.
Insofern gilt wie so oft: Diese individuelle Entscheidung solltest Du Dir zwar nicht allzu leicht machen. Aber am Ende wirst Du ganz bestimmt die für Deine Situation und Euch als Familie richtige Entscheidung treffen.