In meinem letzten Bericht konntet Ihr schon einiges über das Fruchtwasser in Eurem Bauch erfahren. Heute informiere ich Euch darüber, was es mit dem grünen Fruchtwasser auf sich hat, da ich im Kreißsaal immer wieder viel Sorge in den Gesichtern der werdenden Eltern erkennen kann.
Warum kann das Fruchtwasser grün sein?
Wie ich in meinem Bericht „Das Fruchtwasser“ schon beschrieben habe, trinkt Euer Kind täglich etwa 400 ml Fruchtwasser in Eurem Bauch. Abfallprodukte aus diesem Vorgang werden bereits im Darm abgelegt und beim ersten Stuhlgang nach der Geburt ausgeschieden. Diesen ersten Stuhlgang nennt man Mekonium, häufig wird er auch Kindspech genannt, da es von der Farbe und Konsistenz an Pech erinnert.
Normalerweise wird Mekonium in den ersten ein bis zwei Tagen nach der Geburt abgegeben. Manche Kinder scheiden das Kindspech bereits schon im Mutterleib aus, dadurch verfärbt sich das Fruchtwasser bräunlich-grünlich. In einigen Fällen wird es auch „pampig“ wie ein Erbsbrei. Zu einer Mekoniumausscheidung im Mutterleib kommt es durch eine Stresssituation beim Kind. Grünes Fruchtwasser kann man meiner Erfahrung nach häufig bei Kindern über dem errechneten Geburtstermin beobachten.
Ist das grüne Fruchtwasser gefährlich für mein Kind?
Keine Sorge! Akute Notfälle wegen grünem Fruchtwasser gibt es nur sehr selten. Bei grünem Fruchtwasser kann etwas häufiger eine Infektion, zum Beispiel der Lunge, auftreten als bei Kindern mit klarem Fruchtwasser. Solch eine Infektion muss meist in der Kinderklinik mit Antibiotika behandelt werden. Noch seltener kommt es vor, dass Kinder das grüne Fruchtwasser unter der Geburt „einatmen“, dieses die Lunge verklebt und dadurch Atemprobleme entstehen. Beides kann inzwischen aber gut behandelt und therapiert werden.
Was muss man bei grünem Fruchtwasser während der Geburt beachten?
Grünes Fruchtwasser ist kein Grund, einen Kaiserschnitt zu machen. Im Gegenteil: Durch die Kompression des Oberkörpers bei der Geburt ist eine normale Geburt einem Kaiserschnitt vorzuziehen. Bei grünem Fruchtwasser muss die Geburt gut überwacht werden. Der werdenden Mutter sollten regelmäßig die Entzündungswerte im Blut kontrolliert werden, außerdem die Körpertemperatur und regelmäßige Herztonkontrollen beim Kind. In den meisten Kliniken wird bei bekanntem grünen Fruchtwasser auch gleich mit einer Antibiotikagabe über die Mutter begonnen. Nach der Geburt sollte das Neugeborene eventuell über Mund und Nase abgesaugt werden und im weiteren Verlauf muss auf die Vitalzeichen geachtet werden. Bei einer Klinik der Versorgungsstufe 1 wird ein Kinderarzt zur Geburt dazu gezogen, der dann auch gleich die U1 durchführt.
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