Muttergefühle sind emotional in unserem Land sehr aufgeladen. Alle Welt setzt voraus, dass spätestens mit der Geburt Eures Babys, Ihr voller Liebe entbrennt und fortan Euer Leben für dieses winzige Menschlein geben würdet. Und natürlich hängt der Himmel voller Geigen und alles ist rosarot…
Die Realität sieht oft ganz anders aus.
Ich habe Mütter erlebt, welche in der ganzen Schwangerschaft keine starken Gefühle für Ihr Baby entwickelt, sondern sich diese erst im Laufe des ersten Lebensjahres gebildet haben. Es gibt Mamas, welche in der Schwangerschaft ganz intensiven gefühlvollen Kontakt zu Ihrem Baby wahrnehmen und nach einer traumatischen Geburt diesen erst wieder aufbauen müssen.
Nicht zu vergessen die Mütter, welche an einer Wochenbettdepresion erkranken. Wenn alle Gefühle abgeschalten sind. Sie spüren sich in der Regel erst wieder wenn sie medikamentös gut eingestellt sind.
Dann gibt es noch die Schreibabys. Zu diesen kleinen Wesen einen liebevollen Kontakt aufzubauen ist oft sehr anstrengend, da diese Babys den Mamas und Papas ja erst einmal fast nur negatives Feedback (Häufiges und unstillbares Schreien, welches sehr an den Nerven zerrt) geben.
Und es gibt noch viele Gründe mehr, weswegen sich die Bindung zwischen Mama und Baby erst später aufbauen kann.
Was sich mir aber in all den Jahren gezeigt hat und mich immer wieder in erfürchtiges Staunen versetzt hat, ist, wie sich dann letztendlich doch – in der Regel – alles zum Guten wendet. Wir Menschen haben die Gabe Bindung dann aufzubauen, wenn wir dazu bereit sind, sprich wir können das mitentscheiden und beeinflussen.
Wichtig ist, das Ihr Euch nicht unter Druck setzen lasst, öffnet Euch Eurem Partner gegenüber, sucht das Gespäch mit Eurer Hebamme, dem Haus- oder Frauenarzt und ganz wichtig ist der Kontakt zu anderen Müttern, bei denen der Start mit Ihren Babys auch nicht nach Bilderbuch verlaufen ist. Das entlastet enorm und lindert den Perfektionsdruck, welchen wir ja oft in der heutigen Zeit haben. Und auch ungefragt an uns selber stellen…
Zum Weiterlesen:
- Wenn Mutterliebe Druck macht oder von der ersten Zeit mit meinem Baby
- Wochenbettdepression: Was ist das?