Dein Kind ist jetzt schon 1,5 Jahre alt und längst kein Baby mehr. Es wird immer selbstständiger und möchte alles alleine machen, was schön, aber auch anstrengend ist. Wahrscheinlich bist Du neugierig und fragst Dich, ob sich Dein Kind gesund entwickelt. In diesem Beitrag erfährst Du alles über die altersgerechten Fähigkeiten, die ein Kind mit 18 Monaten mitbringen sollte.
18 Monate altes Kind: Gewicht und Größe
Um zu sehen, wie groß und schwer Dein Kind mit 18 Monaten ungefähr sein sollte, wirfst Du am besten einen Blick in das U-Heft. Dort findest Du auf den hinteren Seiten die Perzentil-Kurven, von denen Du Größe, Gewicht und Kopfumfang ablesen kannst. Ich habe die Angaben für ein Kind mit 18 Monaten herausgesucht:
Mädchen | Jungen | |
Größe | 76-86 cm | 77,5-88 cm |
Gewicht | 8,9-12.8 kg | 9,6-13,5 kg |
Kopfumfang | 44,6-49,5 cm | 45,9-50,8 cm |
Diese Angaben sind nicht in Stein gemeißelt. Manche Kinder sind dünner und andere dicker sowie kleiner oder größer. Auch die Relation ist bei der Betrachtung wichtig. Ein größeres Kind ist meistens auch schwerer als ein kleineres. Wenn Du regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen wahrnimmst, dann macht Dich Dein Arzt darauf aufmerksam, falls etwas nicht stimmt.
Solltest Du eine Auffälligkeit bei der Größe oder dem Gewicht feststellen und Dir Sorgen machen, dann vereinbare einen Termin mit dem Kinderarzt.
Motorische Entwicklung mit 18 Monaten: Laufen, Treppensteigen und erste Hüpfer
Mit 18 Monaten ist Dein Kind normalerweise sehr aktiv und hat einen starken Bewegungsdrang. Es läuft bereits sicher – selbst über längere Zeiträume. Manchmal sieht der Gang noch etwas breitbeinig aus, aber ansonsten ist der Gleichgewichtssinn gut entwickelt. Mittlerweile ist der Nachwuchs sogar schon der Lage, rückwärtszugehen. Auch im Kreis zu laufen macht 18 Monate alten Kindern riesigen Spaß.
Die Treppe geht Dein Nachwuchs an der Hand hoch und runter. Allerdings läuft Dein Schatz dabei noch nicht im Wechselschritt, sondern nimmt eine Stufe und stellt den zweiten Fuß dann auf der gleichen Stufe ab. Dann geht er die nächste Stufe. Das ist vollkommen normal in dem Alter.
Eine weitere motorische Fähigkeit, die Kinder mit 18 Monaten besitzen, ist das Bücken aus dem Stand und das anschließende Aufrichten – OHNE, dass sie sich festhalten müssen.
Ich erinnere mich noch gut an die ersten Hüpf-Versuche meiner Tochter. Sie hat eine gefühlte Ewigkeit versucht, zu hüpfen. Mit rund 18 Monaten ist es ihr dann zum ersten Mal gelungen, mit beiden Beinen abzuheben. Kinder unternehmen die ersten Minihüpfer typischerweise zwischen 16 und 22 Monaten.
Aber nicht nur die Beine und Füße machen gute Fortschritte in ihrer Entwicklung, sondern auch die Hände. Das Greifen und Halten von Gegenständen fallen jetzt immer gezielter und koordinierter aus. Deshalb sind viele Kinder mit 18 Monaten in der Lage, Löffel und Trinkbecher relativ selbstständig zu halten und zum Mund zu führen. Das selbstständige Essen klappt jetzt immer besser!
Kind 18 Monate: Die Sprachentwicklung schreitet voran
Mit rund 1,5 Jahren sprechen Kinder im Schnitt 50 Wörter. Der passive Wortschatz ist natürlich größer. Werfen wir einen Blick auf den Beitrag zur Sprachentwicklung beim Baby, dann sehen wir, dass Dein Kind jetzt langsam anfängt, 2-Wort-Sätze zu bilden.
Die sprachliche Entwicklung macht beim 18 Monate alten Kleinkind eine weitere interessante Entwicklung. Denn einige Kinder fangen jetzt an, sich selbst beim Vornamen zu nennen. Sie sprechen also von sich selbst in der 3. Person. So sagen sie zum Beispiel: „Emma Hunger“, anstatt „Ich habe Hunger.“
Es ist wichtig, dass Du Dein Kind nicht verbesserst, denn dadurch könntest Du ihm die Freude an der sprachlichen Entwicklung nehmen. Die Kleinen werden eines Tages ohnehin das Wort „Ich“ benutzen, aber im Moment eben noch nicht.
Dass sich jetzt manches Kind mit 18 Monaten selbst beim Vornamen nennt, hängt übrigens mit einer psychologischen Entwicklung zusammen – dem Selbstkonzept. Neugeborene etwa haben noch keine Vorstellung vom eigenen Selbst. Allerdings ändert sich das in den ersten Lebensjahren. Das Selbst setzt sich aus kognitiven und sozialen Elementen zusammen. Zwischen 18 und 24 Monaten entwickelt sich normalerweise ein rudimentäres Selbstkonzept, das sich mit dem sogenannten Rouge-Test nachprüfen lässt.
Der Rouge-Test zur Selbstwahrnehmung
Beim Rouge-Test wird dem Kind unauffällig ein Fleck auf die Nase gemalt. Anschließend wird es vor einen Spiegel gesetzt. Greift sich das Kind an den Fleck auf der eigenen Nase, dann geht man von einem Selbst-Verständnis aus. Wenn das Kind an den Fleck im Spiegel greift, ist der Entwicklungsschritt noch nicht abgeschlossen.
Die Autonomiephase beginnt
Übrigens geht mit der Entwicklung des Selbst auch einher, dass Dein Baby immer mehr seinen eigenen Willen und eigene Bedürfnisse entfaltet. Bei einigen Kindern startet mit 18 Monaten die sogenannte Autonomie- oder Trotzphase, die sich bis zum 6. Lebensjahr ziehen kann. Ihren Höhepunkt erreicht die Trotzphase im Alter von zwei Jahren.
Während Du vor wenigen Monaten noch alles mit Deinem Baby machen konntest, beschwert es sich vielleicht mittlerweile häufiger, etwa beim Zähneputzen oder Anziehen. Gleichzeitig ist es jetzt körperlich in der Lage, mehr Dinge allein zu unternehmen und fordert dies auch ein – allerdings ist es auch umso frustrierter, wenn etwas nicht sofort klappt. Es bewegt sich weiter von Dir weg und will die Umgebung immer selbstständiger erkunden. Natürlich solltest Du das Kind nicht allein lassen, aber gib ihm etwas Freiheit, die eigenen Grenzen auszuloten und zeige ihm, was Du ihm zutraust. Dabei geht die Sicherheit natürlich immer vor, und beim Schaukeln, Klettern, Rennen und Balancieren sollte stets ein Erwachsener dabei sein.
Kind 18 Monate: Schlaf und Schlafprobleme
Schlaf ist für die gesunde Entwicklung Deines Babys notwendig. Kinder mit 18 Monaten benötigen nachts zwischen 10 und 13,5 Stunden Schlaf und tagsüber noch etwa 1 bis 2,5 Stunden. Inzwischen hält Dein Kind höchstwahrscheinlich tagsüber nur noch einen Mittagsschlaf, der aber dafür etwas länger dauert als früher.
Manchmal kann es rund um den 18. Lebensmonat herum beim Thema Schlaf etwas kompliziert werden. Wie bereits angesprochen, kommt Dein Kind vielleicht gerade in die sogenannte Autonomiephase. Das kann sich auch auf den Schlaf auswirken: Möglicherweise dauert das Einschlafen aktuell länger und wird manchmal von Tränen und Geschrei begleitet. Vielleicht wacht Dein Kind jetzt öfter nachts auf und es hat danach Schwierigkeiten, wieder einzuschlafen. Manchmal brauchen Kinder mit 18 Monaten auch mehr Unterstützung beim Einschlafen. Mama, Papa oder eine andere wichtige Bezugsperson müssen in der Nähe sein.
Das ist normal und es hat einen Grund: In dieser Phase machen Kinder große Entwicklungsschritte durch, die sie manchmal überfordern. Sie entdecken immer mehr ihre Selbstständigkeit und wollen die Dinge selbst machen. Das kann sie manchmal frustrieren, weil sie noch nicht alles können, was sie wollen. Es machen sich verschiedene Gefühle breit, wie Wut, Ärger und manchmal auch Angst. Und wir kennen es doch selbst, dass wir nicht erholsam schlafen können, wenn wir wütend, verärgert oder verängstigt sind. So geht es unseren Kindern auch.
Auch äußere Veränderungen wie eine kräftezehrende Kita-Eingewöhnung, der Job-Wiedereinstieg eines Elternteils oder ein Umzug nehmen Kinder intensiv wahr und müssen die Erlebnisse vor dem Einschlafen verarbeiten. Körperliche Umstellungen wie z.B. der Durchbruch der Backenzähne erschweren die Situation zusätzlich.
Für Dich kann diese Phase herausfordernd sein, weil Du weniger Schlaf bekommst. Aber keine Sorge, das geht vorbei. Die Schlafregression mit 18 Monaten dauert normalerweise rund 2 bis 6 Wochen. Versuche bis dahin einfach Euer gewohntes Schlafritual möglichst akribisch einzuhalten. Das gibt Deinem Kind Sicherheit.
Dein Kleinkind will abends partout nicht einschlafen? Hier findest Du hilfreiche Tipps
Spielen & Spielzeug für Dein 18 Monate altes Kind
Kinder mit 18 Monaten zeigen ein großes Interesse an ihrer Umwelt. Dadurch, dass der Gleichgewichtssinn mittlerweile gut entwickelt ist, lieben Sie das Schaukeln, Wippen und Klettern. Viele Kleinkinder in diesem Alter balancieren auch gerne über Bordsteinkanten oder Baumstämme.
Kleinkinder lieben Bücher
Auch die eigenen Körperteile werden jetzt immer spannender und wollen erkundet werden. Dazu könnt Ihr Euch zum Beispiel beim Baden Zeit nehmen. Zeigt auf die Körperteile und benennt sie. Du kannst auch ein Bilderbuch zum Thema Körper kaufen und dann gemeinsam mit Deinem Kind anschauen. Generell stehen bei vielen Babys mit 18 Monaten Bilderbücher zu den verschiedensten Themen hoch im Kurs.
Erste Spiele ab 1,5 Jahren
Daneben gilt es, die Feinmotorik zu fördern. Viele Kids mit 18 Monaten mögen Steckspiele, einfache Holzpuzzles und erste Fädelspiele. Auch den ersten richtigen Ball kannst Du jetzt besorgen, denn langsam funktionieren das Rollen und Werfen ganz gut.
Einen umfassenden Beitrag mit vielen Tipps rund um das Thema Spielzeug ab 1 Jahr liest Du hier.
Ab nach draußen
Nutze den großen Bewegungsdrang Deines Kindes – das tut Euch beiden gut! Besorge ein altersgerechtes Lauflernrad oder ein Rutschauto, dann macht der Aufenthalt an der frischen Luft direkt doppelt so viel Spaß. Obendrein lernen die Kleinen neue Bewegungsabläufe.
Herausforderungen mit 18 Monaten
In dem bisherigen Beitrag kam an manchen Stellen bereits durch, dass ein Kind mit 18 Monaten nicht immer einfach ist. Es gibt verschiedene Herausforderungen, mit denen Du möglicherweise zum ersten Mal konfrontiert wirst. Wir schauen uns verschiedene Szenarien an, die häufiger in diesem Alter auftreten.
➜ 18 Monate altes Kind spricht nicht
Der deutsche Bundesverband für Logopädie e.V. erklärt, dass die meisten Kinder mit 18 Monaten ihre ersten drei Wörter gesprochen haben („Mama“ und „Papa“ ausgenommen). Bei den Jungen sind es 80 % und bei den Mädchen sogar 90 %. Wenn Dein 18 Monate altes Kind bisher noch gar nicht spricht, dann ist ein Besuch beim Kinderarzt ratsam. Er wird abklären, ob körperlich alles in Ordnung ist, indem er z.B. das Gehör Deines Kindes untersucht. Die sprachliche Entwicklung ist bei jedem Kind unterschiedlich. Wichtig ist, dass Du frühzeitig herausfindest, falls wirklich etwas mit Deinem Nachwuchs nicht in Ordnung ist, damit falls nötig Maßnahmen eingeleitet werden können.
➜ Entwicklungsschub mit 18 Monaten?
Du hast das Gefühl, dass Dein Kind mit 18 Monaten sehr anstrengend ist? Als erfahrener Elternteil denkst Du wahrscheinlich direkt an einen Schub. Tatsächlich könnte der 75-Wochen-Schub eine Rolle spielen. Er tritt normalerweise mit rund 17 Monaten auf. Allerdings lassen sich die Wachstumsschübe nicht auf den Tag vorhersagen. Deshalb ist es auf jeden Fall möglich, dass Dein Nachwuchs noch unter den Auswirkungen des 10. Schubes leidet.
➜ 18 Monate altes Kind lässt sich nicht die Zähne putzen
Selbst, wenn Dein Kind noch keinen Zucker isst, kann es bereits jetzt Karies bekommen – Zähneputzen ist also Pflicht. Wenn sich Dein Nachwuchs weigert, kann das aktuell auch an der Autonomiephase, der Schlafregression oder auch dem 75-Wochen-Schub liegen.
Bestehe auf das tägliche Zähneputzen als Teil Eurer Routine und versuche, das Ganze für Dein Kind unterhaltsam zu gestalten. Nutze Handpuppen, Lieder oder verbinde den Vorgang mit einer Geschichte. Spielt Zahnarzt und untersucht und putzt Euch gegenseitig die Zähne. Werde gerne kreativ. Falls Du einen guten Tipp hast, dann hinterlasse gerne einen Kommentar. Unser Autor Sebastian erzählt hier, welcher Zahnputz-Trick bei seiner Tochter geklappt hat.
➜ Kind 18 Monate schreit nachts hysterisch
Tatsächlich ist es keine Seltenheit, dass ein 18 Monate altes Kleinkind nachts aufwacht und hysterisch schreit. Vielleicht lässt sich Dein Kind nur schwer wieder beruhigen und in den Schlaf bringen.
Hier kann einerseits die Schlafregression eine Rolle spielen. Aber es kann auch sein, dass Dein Kind ein oder mehrere Zähne bekommt. Das Zahnen verursacht manchen Kindern große Schwierigkeiten. Kühlung hilft oder einfach nur die Möglichkeit, auf einem Gegenstand herumzukauen.
Wirke beruhigend auf Dein Kind ein und lass es nicht allein, wenn es nachts weint. Die Phase kann sehr kräftezehrend sein, aber Du baust eine starke Verbindung zu Deinem Kind auf, wenn Du ihm in dieser schwierigen Phase fest zur Seite stehst.
Einen sehr empfehlenswerten Artikel zu diesem Thema hat Autorin Lara verfasst: „Dein Kleinkind schläft nicht durch: Ursachen & Strategien“
➜ Dein 18 Monate altes Kind läuft auf Zehenspitzen
Falls Dein Kind mit 18 Monaten auf Zehenspitzen läuft, ist das in der Regel kein Grund zur Sorge. Bis zu einem Alter von 24 Monaten ist es vollkommen normal, dass Kinder gelegentlich auf den Zehenspitzen gehen und verschiedene Fußpositionen ausprobieren. Falls es Dir sehr ungewöhnlich vorkommt, sprich das Thema aber bei Deinem Kinderarzt an, denn ein stark ausgeprägter Zehenspitzengang kann in sehr seltenen Fällen auf eine Entwicklungsstörung hinweisen.
➜ Mama-Phase mit 18 Monaten
Dein Kind wird immer wieder Phasen haben, in denen es an einem Elternteil besonders hängt. Normalerweise steckt ein Gefühl dahinter, das befriedigt werden will. Wenn Kinder etwa Angst haben oder sich unsicher fühlen, dann sehnen sie sich nach der Nähe ihrer Bezugspersonen. Bei vielen ist die Hauptbezugsperson die Mama, deshalb scheint Dein Kind vielleicht gerade eine Mama-Phase zu haben.
Ich weiß, das kann anstrengend sein und nerven. Aber die Zeit vergeht so schnell. In wenigen Jahren wird es keine Mama-Phase mehr geben und Du wirst Dich nach ihnen zurücksehnen. Deshalb versuche sie zu genießen, auch wenn das nicht immer leichtfällt.
Zum Abschluss möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass sich alle Kinder unterschiedlich entwickeln. Falls Dein Baby mit 18 Monaten noch keine 50 Wörter spricht oder bisher noch nicht an der Hand die Treppe auf- und abläuft, dann ist das im Normalfall kein Grund zur Sorge. Dieser Beitrag soll nur einen groben Richtwert bieten, was mit 18 Monaten ungefähr angebracht ist und was nicht.
Sollte Dir aber dennoch etwas in der Entwicklung Deines Kindes Sorgen bereiten, dann führt der Weg immer raus aus dem Internet und hin zum Kinderarzt.
Wie entwickelt sich Dein 18 Monate altes Kind – und welche Themen bewegen Dich in dieser spannenden Zeit? Schreibe mir gerne einen Kommentar!
Quellen:
- Gemeinsamer Bundesausschuss (Hrsg.): „Kinderuntersuchungsheft“
- Dorsch Lexikon der Psycologie/ Degé, F. (2022): „Rouge-Test“
- Lehrbuch Biologie Springer: „Selbstkonzept im Kindesalter“
- Deutscher Bundesverband für Logopädie e.V.: „Sprachentwicklung“
- Kinderärzte im Netz (2018): „Zehenspitzengang: Neurologische oder andere Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden“