Mehr als 11 Wochen ist er nun her, der Tag an dem ich morgens zu meinem Mann sagte „Guten Morgen Schatz, ich hoffe, du hast gut schlafen – ich glaube, wir bekommen heute ein Baby.“ Nach anfänglichen Startschwierigkeiten sowohl körperlicher, als auch emotionaler Natur, habe ich mich mittlerweile ganz gut in die neue Rolle eingefunden und es schleicht sich langsam so etwas wie ein Alltag ein. Und täglich staunen wir, was unser Kleiner schon alles kann, macht und lernt.
Seit Anfang des Monats geht mein Mann wieder zur Arbeit, seine zwei Monate Elternzeit sind leider um. Obwohl ich anfangs große Angst hatte, ganz allein mit dem Kleinen zu sein, läuft es wirklich gut seitdem. Der Rhythmus, der sich dadurch automatisch eingestellt hat, scheint ihm gut zu tun. Wenn er vorher schon ein sehr ausgeglichenes Kind war und wenig geweint hat, wirkt er jetzt richtig zufrieden mit der neuen Situation. Kein Wunder, immerhin hat er seine Mami jetzt den ganzen Tag für sich alleine.
Morgens stehe ich etwa 45 Minuten vor meinem Mann auf, um noch etwas Zeit für mich zu haben. Denn alleine schläft unser kleiner Prinz maximal 10 Minuten, bevor er die Situation durchblickt und anfängt zu weinen. So habe ich Gelegenheit, zu frühstücken, meine täglichen Yoga-Übungen zu machen und zu duschen. Wenn die Männer dann aufstehen, gehen der Kleine und ich auch mit ins Bad, sein Morgenritual beginnt: zunächst halte ich ihn über der Toilette oder Badewanne ab, sodass er sein Morgen-Geschäft verrichten kann. Das ist der Teil unseres windelfrei-Experiments, der immer gut funktioniert. Danach kommt er auf die Wickelmatte im Bad neben der Heizung. Da darf er dann erstmal nackt liegen, worüber er sich jeden Tag ausgiebig freut. Sobald er da liegt, strampelt er los wie ein Weltmeister und jauchzt und tönt zufrieden vor sich hin. Dann wird jeder Körperteil durch kurzes Umfassen und Benennen begrüßt: „Guten Morgen, liebe Füßchen. – Guten Morgen, kleine Waden…“. Dabei ist er immer ganz still und aufmerksam, sobald wir fertig sind strampelt er weiter. Als nächstes waschen wir in einer bestimmten Reihenfolge mit einem Waschlappen den Kopf, Gesicht, und alle Falten am übrigen Körper. Auch an den Tagen, an denen er danach gebadet wird.
Nach dem Badezimmer wird nochmal gepinkelt und dann bekommt er sein „Frühstück“, bei dem er meistens wieder einschläft und damit beginnt auch schon der Tag: ein Rhythmus aus trinken, schlafen, ausscheiden und kurzen Wachphasen – die langsam immer länger werden. Einmal am Tag, meistens nachmittags, gehen wir nach draußen. Montags zum Spazierengehen mit anderen Mamis, Dienstags zum Rückbildungskurs, Donnerstags zur Krabbelgruppe und ab Freitag Unternehmungen gemeinsam mit dem Papa.
Der Tag endet für den Kleinen meist zwischen 19 und 20 Uhr. Spätestens da wird er auch quengelig und brüllt irgendwann wie am Spieß, bis ich ihn ins Schlafzimmer bringe. Abend ist nämlich ausschließlich Mama-Zeit, sobald der Papa mit im Bett ist, wird er unruhig und will nicht schlafen. Ich ziehe ihn dann langsam und in Ruhe um, mache ihm eine Windel um und er darf nochmal ausgiebig trinken – was er auch immer einfordert, selbst wenn die letzte Mahlzeit erst kurze Zeit her ist. Dabei oder kurz danach schläft er ein, immer ganz dicht an seiner Mama. Dabei müssen seine nackten Füßchen an meinen Oberschenkeln anliegen und mindestens eine seiner Hände auf meiner Haut an Dekolleté oder Arm. Nur so schläft er ruhig ein, alles andere führt zu unruhigem Strampeln und Fuchteln mit den Armen. Dafür schläft er dann die Nacht sozusagen durch, d.h. bis auf die kurzen Trink-Phasen darf ich dann auch bis 6 Uhr morgens schlafen, er und sein Papa bis 7 Uhr.
Tagsüber zeigt er uns dann, was er schon alles kann. Seit längerem „erzählt“ er uns bei guter Laune richtig viel. Dabei werden die Töne immer differenzierter und lauter und die Tonlagen teils immer höher. Seit einigen Wochen kann er auch richtig gut mit den Augen fixieren und verfolgen. Er erkennt unsere Gesichter und Gesichtsausdrücke und kann schon lachen und strahlen über das ganze Gesicht. Wenn der Papa ganz wild mit ihm spielt, macht er sogar den Ton zum Lachen, das ist wirklich süß. Auch motorisch übt er schon ganz fleißig, seinen bunten Spielzeug-Würfel kann er mittlerweile immer greifen und in Richtung Mund schieben. Auch mit seinem Baby-Gym übt er schon fleißig. Was uns allerdings richtig baff gemacht hat: letzte Woche hat er sich zum ersten Mal selbständig auf den Bauch gedreht.